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Gelenksprobleme in der Rasse? Kaum mehr

Als ausgesprochene Leichtgewichte von 2 bis gut 5 kg sind die Kontinentalen Zwergspaniels frei von den Gelenkskrankheiten grosser und schwerer Rassen. Weder Hüftgelenks-Dysplasie (kurz HD) noch Ellbogen-Dysplasie (kurz ED) kommen vor.

Das einzige Gelenk, das in der Rasse zuweilen Sorgen machte, war das Kniegelenk. Das ist beim Hund genauso wie bei uns Menschen ein kompliziertes Gelenk, gebildet aus dem Oberschenkel sowie Schien- und Wadenbein. In einer kleinen Rille läuft auf dem Ende des Oberschenkels beim Hund die Kniescheibe auf und ab. Die Kniescheibe wird Patella genannt. Kleinhunde neigen dazu, eine Fehlstellung der Hinterhand wie O-Beine oder X-Beine zu haben. Das kann dazu führen, dass die winzige Kniescheibe aus ihrer Rille (Sulcus) springt und nach innen (medial) oder nach aussen (lateral) „entgleist“. Die Folge kann sein, dass der Hund kurzfristig nur auf einem Hinterbein läuft und das andere aufzieht. Meist springt die Kniescheibe zurück an ihren Platz und es scheint wieder alles in Ordnung. In schlimmen Fällen kann die Kniescheibe dauernd verlagert sein. Die Verlagerung der Kniescheibe wird „Patella-Luxation“, kurz PL genannt.

Vor etwa 30 Jahren waren die Kleinhunderassen wie Yorkie, Papillon und Chihuahua in erschreckendem Ausmass von dieser Anomalie des Knies betroffen, vor allem die Rassevertreter mit Gewicht zwischen 2 und 3 kg. In den Schweizer Papillons wird seit 1990 in der Zucht darauf geachtet, dass nur Väter und Mütter mit einwandfreien Kniegelenken eingesetzt werden. Inzwischen ist diese Schwachstelle der Rasse durch gute Zuchtselektion in den Schweizer Zuchtfamilien fast ganz verschwunden.

Immer noch werden unsere Zuchttiere im Alter von 1 Jahr vor sie Nachkommen haben auf Patella-Luxation untersucht und ein zweites Mal im Alter von 3-4 Jahren, um sicherzugehen, dass wir mit gesunden Hunden züchten. Das ist heute wichtiger als vor Jahrzehnten, denn die Rasse hat sich vom „Schosshündchen“ der 1960-er Jahre zum kleinen Sporthund und Familienhund gewandelt. Und da ist ein gesundes, leistungsfähiges Gangwerk wichtig, den unsere Kleinen laufen mühelos die gleichen Tagesstrecken wie ein bewegungsfreudiger Mensch, sobald sie erwachsen sind.

Der Untersuch der Kniegelenke erfolgt durch speziell ausgebildete Tierärzte, die das Gelenk des wachen Papillons nach festen Regeln abtasten und beurteilen. Es ist weder Sedierung noch eine Röntgenaufnahme nötig. Wir empfehlen auch privaten Besitzern, vor allem wenn sie Hundesport betreiben, ihren jungen Papillon oder Phalène im Alter von 12-15 Monaten untersuchen zu lassen.

Unsere Gönner hatten am 6.10.2018 Gelegenheit, in der Kleintierhalle Brittnau ihren Hund durch Dr. Beck von der Kleintierklinik AW, Oberentfelden untersuchen zu lassen.

Gesundheitsprojekt 2018: Untersuchung der Kniegelenke

Warum das Kniegelenk?

Unsere Rasse ist in den Jahren zwischen 1985 und 1990 aufgefallen durch viele Hunde, die zeitweise auf 3 Beinchen liefen und eine Hinterpfote über kürzere Distanz oder länger andauernd nicht gebrauchte. Was war das??

Die Tierärzte wussten es: Kniescheiben-Verlagerung oder in Latein „Patella-Luxation“, kurz PL. Reihenuntersuche an etwa 110 Papillons und Phalènes am Tierspital Zürich 1990 für eine Dissertation (Urs Weber) ergaben, dass etwa die Hälfte unserer Kleinen keine korrekt festen Kniegelenke hatten und die winzige Kniescheibe (lat. Patella) „entgleisen“ konnte mit der Folge, dass das betroffene Hinterbein wenig oder gar nicht gebraucht werden konnte.

 

Foto: Untersuch des Knies am stehenden Hund

Das Knie ist ein kompliziertes Gelenk und es zeigte sich, dass Vererbung damals Hauptgrund für das Problem war. Seit 1990 gibt es in der Rasse darum „Zucht-Selektion“, die Vater- und Muttertiere müssen, vor sie Welpen haben dürfen, untersucht werden. Damit hat sich die Tendenz zur Kniescheiben-Verlagerung, in der Rasse deutlich reduziert.

Leider stellte sich vor etwa 20 Jahren heraus, dass der Befund der 1-2-jährigen künftigen Zuchttiere sich verändern konnte ins Negative, d.h. 2-3 Jahre später halt doch eine geringgradige Luxation der Kniescheibe beim einst einwandfreien Hund diagnostiziert werden konnte. In der Folge wurden unsere Zuchthunde im Alter von ca. 3-4 Jahren ein zweites Mal untersucht. Dies vor allem darum, damit nicht unwissentlich zwei leicht betroffene Partner gepaart wurden und einwandfreie Nachkommen zu haben.

Zuchtauswahl verbesserte in 30 Jahren die Rasse

Die Wissenschaft teilt den Defekt ein in „frei“, d.h. gute Gelenke und 4 Stufen von PL von Grad 1-4. Und die winzige Kniescheibe kann nach der Innenseite des Knies (nach medial) oder nach der Aussenseite (nach lateral) herausspringen. Vor 30 Jahren kamen Verlagerungen der Patella Grad 3 und 4 nicht selten vor, was dem Hund effektiv Schmerzen und Probleme bereiten kann. Nach vielen Generationen Zucht mit einwandfreien Eltern gibt es das heute nicht mehr! Und wir finden heute im Gegensatz zu früher gar keine Luxationen nach lateral mehr, es gibt vereinzelt noch PL Grad 1-2 nach medial.

Für unsere sportbegeisterten Vierbeiner sind gute Winkelungen und feste, gesunde Gelenke die Voraussetzung, dass sie ihrem Hobby bis ins Alter frönen können.

Reihenuntersuchungen 2018

Wir wissen das, weil am 6. Oktober 34 Papillons und Phalènes untersucht werden konnten, etwa die Hälfte Zuchttiere, die anderen Privathunde.

Wir finden noch Grad 1, bei älteren Hunden auch mal Grad 2, doch das behindert unsere „Leichtgewichte“ nicht und verursacht erfahrungsgemäss auch keine schmerzhaften Arthrosen.

Die Untersuchung der Kniegelenke durch Abtasten erfordert vom Tierarzt viel Erfahrung. Die Gliedmassen müssen sowohl im Stehen wie auch im Liegen seitlich (ohne Gewichtsbelastung) untersucht werden und auch eine Gangwerksbeurteilung gehört zur Beurteilung. Es gilt immer der „schlechteste“ Befund, d.h. wenn ein Hund stehend untersucht einwandfrei scheint, im Liegen und bei leichtem Drehen am Hinterfuss die Kniescheibe aber disloziert werden kann, gilt der Befund „PL 1“.

Dr. Beck von der Tierklinik AW untersucht Papillons und Phalènes seit 20 Jahren und die neuen Befunde waren durchaus erfreulich im Vergleich zu früheren Jahrzehnten: 29 der 34 Papillons und Phalènes waren PL-frei, einer hat Grad 1, drei wurden mit Grad 2 ein- oder beidseitig beurteilt. Eine etwas übergewichtige Papillondame war auf einer Seite PL-frei, auf der andern Seite wurde PL Grad 3 diagnostiziert…. wobei offenbleibt, wie weit die Pfündchen zu viel zum Befund beitragen.

Auch 2018 wieder: veränderte Befunde!

Wir wissen nicht, wie weit Umweltschäden (z.B. durch minimale Unfälle, Sportbeanspruchung oder altersbedingte Abnützungserscheinungen) mitwirken, wenn die Kniescheibe etwas locker sitzt. Tatsache ist aber erneut, dass der Befund der 1-3-jährigen Hunde sich verändern kann. Zwar wird das oft dem untersuchenden Tierarzt angelastet, er habe halt vor Jahren nicht exakt genug untersucht. Stimmt aber nicht! Wir hatten unter den fünf Papillons, die nicht PL-frei waren drei, die 1-6 Jahre zuvor von einem der wenigen, seit 25 Jahren für die Rasse zugelassenen Tierärzten als PL-frei eingestuft waren!

 

 

EIN UNTERSUCH GENÜGT NICHT FÜR LEBENSLANGE ZUCHTZULASSUNG

Die 2018 festgestellten veränderten Befunde heissen für uns Züchter/innen, dass es sich nach wie vor aufdrängt, unsere Zuchttiere alle 2-3 Jahre untersuchen zu lassen, ob die Kniegelenke wirklich PL-frei sind oder nicht. Nicht unbedingt, um Hundemütter, die nach Würfen (Gewichtsbelastung und Hormoneinflüsse) einen minimalen Befund haben, aus der Zucht zu nehmen, sondern um sie dann gezielt mit älteren Rüden, die trotz ihren Jährchen immer noch gute Gelenke haben, zu verheiraten. Es spielt im Grunde keine Rolle, ob ein geringgradiger PL-Befund durch die Gene oder die Umwelt verursacht ist, man wird das nie wissen. Wichtig ist nur, dass nicht ungewollt zwei Zuchtpartner mit verändertem Befund gemeinsam Nachwuchs haben. Das könnte die genetische Veranlagung im Wurf wieder erhöhen.

Dank an alle Mitwirkenden

Hier geht ein herzliches Dankeschön an alle, die mitgeholfen haben und ihre Hunde untersuchen liessen, besonders an Graziella Hug für die perfekten  Räumlichkeiten und Lösung der „Drucker-Probleme“ und an Dr. Beck für seinen kompetenten Einsatz am freien Wochenende.

Nur Hunde mit AMICUS-Registrierung in der Schweiz

Die Schweizerische Vereinigung für Kleintiermedizin SVK hat ein Projekt aufgegleist, das PHD (Pet Health Data) heisst und unsere 34 PL-Befunde sind wohl fast die ersten, die dort erfasst wurden. Auf der Homepage schreibt die SVK: Nach einer intensiven Vorbereitungszeit ist die Gesundheitsdatenbank PHD (Pet Health Data) aktiv und steht für die Eingabe der Patellaluxations-Gutachten bereit. Mit dem Aufschalten der PHD ist gleichzeitig der freiwillige Gesundheitsfünfliber für den Aufbau der Gesundheitsdatenbank und die Förderung von Gesundheitsprojekten für Heimtiere in Amicus und Anis aktiviert worden.

Die Zusammenarbeit der SVK mit der Hundedatenbank AMICUS wirkt sich auf die Formulare, auf denen wir den PL-Befund erhalten, aus. Nur Hunde, die in AMICUS registriert sind mit ihrem Chip-Code können bei der Untersuchung erfasst werden.

Offenbar geht es ganz einfach, die Besitzer- und Hundedaten für die Formulare zu erfassen: Die Praxisassistentin gibt den Chip-Code ein und nach einer kleinen Wartefrist fügt das Programm alle Angaben zu Herrchen/Frauchen und Hund in das Formular ein. Der Tierarzt muss nur noch das Gewicht des Hundes und seine Befunde diktieren. Wir waren überrascht, wie schnell es ging. Dazu ist zu sagen, dass unsere Vierbeiner sich wirklich brav untersuchen liessen. 

Angesichts von 3 vorher schon untersuchten und mit PL 0/0 befundeten Hunden mit 2018 verschlechtertem Ergebnis werden wir wohl in 2 Jahren erneut solche Reihenuntersuchungen der Kniegelenke anbieten. Für Zucht- und Sporthunde ist das wichtig. Für die Besitzer von Privathunden weniger, aber sie helfen uns Züchter/innen, die Situation in der Rasse zu verbessern, wenn wir wissen, wo es noch Tendenz zu Kniescheibenverlagerung gibt und welche Zuchtfamilien das nicht haben.

Bitte an die SVK

An die Betreuer der Datenbank PHD der SVK geht unsere  Bitte, pro Hund nicht nur EINEN Patella-Befund einzutragen, der dann lebenslang als gesichert gilt, sondern die Datenbank so zu gestalten, dass über die Jahre zwei oder drei im Abstand von einigen Jahren erhobene Befunde registriert werden können. Es könnte wissenschaftlich interessant sein, den Verlauf in einzelnen Rassen zu erfassen, wenn die Züchter/Besitzer mitmachen und einen zweiten, allenfalls dritten PL-Untersuch ermöglichen.

Die PHD-Datenbank wird finanziert über einen „Gesundheitsfünfliber“ von AMICUS (Daten von Hunden) oder von ANIS (Daten von Katzen). Das Ganze ist eine sehr gute Idee und dient der Gesundheitsförderung unserer Heimtiere.