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Epileptische Anfälle

Diese Erkrankung ist beim Menschen viel besser erforscht als beim Hund. Wir wissen, dass sie schon in der Kindheit auftreten kann oder irgendwann im Laufe des Lebens entsteht, oft ohne irgendwie erkennbare Ursache. Beim Hund ist es genauso.

Epilepsie entsteht im Gehirn. Die Nervenzellen dort geben auch in der Ruhe Impulse ab. Durch eine Fehlsteuerung darin kommt es zu nicht normalen Entladungen im Gehirn, den wir als epileptischen Anfall wahrnehmen. Er tritt plötzlich auf, innerhalb von Sekundenbruchteilen. In den meisten Fällen verliert der Hund das Bewusstsein, fällt um und macht Ruderbewegungen mit Vorder- und Hintergliedmassen, auch Strecken im Krampf ist zu beobachten. Nach einer gewissen Zeit beruhigt sich der Hund, kommt zu Bewusstsein und verhält sich wieder normal. Der Besitzer erkennt oft das Herannahen eines Anfalls. Im Anfall soll der Hund auf einer weichen Unterlage zu liegen kommen. Er spürt im Anfall keine Schmerzen. Der epileptische Anfall beim Hund ist ähnlich wie beim Menschen.

Es gibt unterschiedliche Formen von Anfällen, auch leichtgradige Formen, bei denen oft nur der Kopf betroffen ist und der Hund meist bei Bewusstsein ist (Muskelzuckungen am Kopf und/oder Kiefer, Zwangsbewegungen wie stereotypes Fliegenschnappen). Die Frequenz der Anfälle kann sehr unterschiedlich sein, von einmal im Jahr, einmal im Monat, ein- bis zweimal pro Woche bis zu täglichen Anfällen.

Anfälle bei Hunden können verschiedene Ursachen haben. Die Ausgrenzung erfolgt über Ausschluss von andern Krankheitsursachen. Das heisst, wenn keine andern organischen Ursachen gefunden werden, schliesst der Untersucher auf die klassische idiopathische Epilepsie.

Anfallskrankheiten können auch andere Ursachen haben:

  • Solche, die nicht primär mit dem Gehirn zusammenhängen, wie z.B. schwere Lebererkrankungen, bei Papillons auch Hypoglykämie (Unterzuckerung des Blutes). Die Anfälle treten sekundär als Folge der Grundkrankheit auf, diese muss behandelt werden.
  • Solche, die auf Veränderungen im Kopf beruhen wie Hydrozephalus (Wasserkopf), Tumoren, Veränderungen infolge Hirnstaupe. Auch hier sollte die Grundursache festgestellt und behandelt werden, oft braucht es zusätzlich eine anfallsverhindernde Dauertherapie. Auch scheint es, dass im Alter über 10 Jahre manchmal epileptiforme Anfälle aufgrund altersbedingter Veränderungen auftreten.

Erst wenn sich keine andern Ursachen finden lassen, spricht der Tierarzt von der idiopathischen Epilepsie, also das, was uns als Hundehalter so beunruhigt: Anfälle, weil es ohne Grund zu diesen plötzlichen „Entladungen“ im Gehirn kommt.

Die Behandlung erfolgt in der Regel mit Phenobarbital (gibt es in diversen Präparaten). Es ist kostengünstig und hat nicht viele Nebenwirkungen (nach vielen Therapiejahren könnten Leberschäden möglich sein). Es wirkt rasch und muss regelmässig zweimal täglich in korrekter Dosierung eingegeben werden. Nur einmal tägliche eine Gabe ist bei Papillons mit ihrem raschen Stoffwechsel nicht ausreichend.

Der Behandlungserfolg ist unterschiedlich:

  • Ein grosser Teil der Hunde wird anfallsfrei
  • Etwa ein Viertel reduziert die Häufigkeit der Anfälle, wird aber nicht ganz anfallsfrei 
  • Wenige verbleibende Hunde scheinen vordergründig kaum Erfolg zu zeigen, doch verschlechtert sich die Situation auch nicht, d.h. es erfolgt keine Zunahme von Häufigkeit und Intensität der Anfälle.

Für den Behandlungserfolg ist es wichtig, dass nach dem ersten Anfall eine exakte Abklärung erfolgt und die Behandlung möglichst sofort einsetzt. Wenn es klappt und Anfälle ausbleiben, ist die Lebenserwartung normal.

Foto: Mutter ohne Epi, 15 Jahre alt und Sohn, 10-jährig mit Epi seit 3 Jahre alt.

Papillon: wenig betroffene Rassen, aber familiäre Häufung

In manchen Rassen tritt diese Erkrankung gehäuft auf. Die kontinentalen Zwergspaniels gehören sicher nicht zu diesen Rassen. Beim Papillon scheint es ein relativ seltenes, auf bestimmte Familien oder Zuchtlinien bezogenes Problem zu sein.

Damit wird deutlich, dass es eine vererbte Komponente gibt, wenn Epilepsie auftritt. Frühere Untersuchungen in der Schweiz an Golden Retrievern lassen den Schluss zu, dass es sich nicht um einen einfachen d.h. autosomal rezessiven Erbgang handeln dürfte. Wahrscheinlich hat man es mit polygener Vererbung zu tun.

Damit wird klar, dass die Züchter vorsichtig sein müssen, wenn in Zuchtlinien Epilepsie auftritt. Man weiss, in welchen Ländern mehr Epilepsiefälle vorhanden waren oder sind. In der Schweiz gab es Anfang der 1990er Jahre aus 2 Importrüden mehrere 2-3 jährige Nachkommen mit Epilepsie. Die Züchter haben offen informiert und momentan scheint es keine Epilepsie bei so jungen Papillons in der Schweiz zu geben. Altersbedingte Anfälle von Papillon-Senioren wird es immer ab und zu geben, nicht selten sind das nicht epileptische, sondern herzbedingte Anfälle und sie haben mit idiopathischer Epilepsie nichts zu tun.